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Schocktrauma & Entwicklungstrauma

Frühe Traumen und Brüche im sicheren Bindungssystem sind die häufigsten Ursachen für psychische Störungen. Aber was sind frühe Traumata und wo liegt der Unterschied zwischen diesen und dem was wir allgemein als Trauma, dem Schocktrauma, verstehen.

An dieser Stelle möchte ich Interessierten kurz einen Einblick in die Dogmatik und die Symptome der beiden Kategorien geben.

Ein Schocktrauma tritt in der Regel als Folge auf ein einmaliges Ereignis auf, bei dem es einen Anfang und ein klar umrissenes Ende gibt. Zum Beispiel ein Verkehrsunfall, eine Notoperation, plötzlicher Verlust einer nahestehenden Person, körperliche oder sexuelle Übergriffe, Gewalttaten, Terrorakte und Naturkatastrophen. In der Regel treten diese plötzlich und unerwartet ein und sprengen den gewohnten Rahmen. Sie gehen mit einem lebensbedrohlichen Gefühl einher. Folge eines oder mehrer Schocktraumata ist die sogenannte Posttraumatische Belastungsstörung, mit Symptomen wie Wiedererleben /Flashbacks, gesteigerte Wachsamkeit, starke vegetative Symptome, aber auch depressive Symptomatiken und Ängste bis hin zu Panikattacken.

Demgegenüber haben frühe Traumata (Entwicklungs- und Bindungstraumata), die eine komplexe Postttraumatische Belastungsstörung zur Folge haben, keinen klar definierten Anfang und kein eindeutiges Ende. Sie treten als Reaktion auf andauernde und sich wiederholende Ereignisse auf. Sie sind der vertraut gewordene alltägliche Normalzustand, der nicht unmittelbar lebensbedrohlich ist. Hierzu zählen anhaltende Erfahrungen von körperlichem, emotionalen oder sexuellen Missbrauch und Vernachlässigung in der Kindheit, oder Erfahrungen, als Kind Zeuge von häuslicher Gewalt oder von Abhängigkeitserkrankungen geworden zu sein.

In der Therapie zeigt sich das Schocktrauma durch den Verlust an einem äußeren Sicherheitsgefühl. Es besteht das Gefühl von Lebensbedrohung, welches mit einer starken körperlichen Dysregulation einhergeht. Angst ist hier das vorherrschende Gefühl, um Reaktionen wie Flucht, Kampf oder Erstarren einzuleiten. 

Entwicklungstraumata zeigen sich dagegen unter anderem durch einen Mangel an innerlich empfundener Sicherheit. Ursache ist die anhaltende Bedrohung des Selbstwertgefühls durch emotionale, körperliche oder sexuelle Gewalt aufgrund von Bindungsfehlschlägen und Umweltversagen. Es wird also nicht vordergründig auf eine potenziell direkt tödliche Gefahr reagiert, sondern auf einen Angriff auf das eigene Selbstwertgefühl. Hier ist das vorherrschende Gefühl Scham, die mit Glaubenssätzen wie "Ich bin irgendwie falsch", "Ich bin nicht gut genug" einhergehen. Denn das Kind kann nicht erkennen, dass das Verhalten seiner engsten Bezugspersonen fehlerhaft ist und es selbst gut und richtig ist. Um die lebensnotwendige Bindung zu seiner Bezugsperson zu schützen, wird das Kind Fehler bei sich selbst suchen. Zunehmend wird sich das Kind mit schambesetzten Glaubenssätzen identifizieren und das Selbstgefühl wird sich hierum im Laufe der kindlichen Entwicklung organisieren.  Dies zeigt sich dann im Erwachsenenalter unter anderem darin, dass die Betroffenen grundsätzlich die Schuld bei sich suchen, unter einer Ablehnung ihrer selbst mit der Ausbildung eines starken inneren Kritikers und einem negativen Selbstbild leiden.

Die komplexe Posttraumatische Belastungsstörung zeigt sich vor allem in wiederkehrenden (emotionalen) Flashbacks, einer globalen Überaktivierung im Nervensystem, einer desorganisierten inneren Landschaft und zahlreichen weiteren psychischen und physischen Problemen.

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